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Tage 207 bis 210 von bunterwegs2nepal: Von Agva nach Karasu

Lange Etappenabschnitte standen bevor.

Nach der Winterpause wollte ich meinem Körper aber nicht gleich zu viel zumuten und ging es daher langsam an – mal ein Pausentag hier, mal ein Pausentag da nach einer langen Etappe und dazwischen kürzere Abschnitte.

01. März 2017

Şile – Agva
32,32 km

Heute ging es auf und ab, auf und ab, … .

Dafür war das Wetter aber fantastisch – Es schmeckt nach Frühling.

Aufregendes ist heute nicht passiert.

Keine nervigen Autofahrer.
Keine Polizei.
Keine Hunde.

Wie ich finde aber auch mal völlig okay. Ist ja auch Erholung. Auf anderer Art. Dem Kopf tuen solche ruhigen Tage gut. Man kommt dazu, bereits erlebtes endlich mal zu verarbeiten.

Allerdings wird hier viel gebaut. Häuser, aber auch eine Strasse. Es sieht ganz nach einer Schnellstraße oder Autobahn aus. Vermutlich eine, die Istanbul und die östlichen Regionen verbindet.

Ansonsten kann ich noch keine Unterschiede zwischen dem europäischen und dem asiatischen Teil der Türkei feststellen. Weder von der Landschaft, noch von den Menschen her.

02. März 2017

Agva – Kerpe
44 km

Eigentlich waren circa 5 km weniger geplant. Da ich aber auf eine Baustelle zuging, überlegte ich mir lieber 5 km mehr in Kauf zu nehmen, als nach 10 km zu merken, dass es nachher nicht weiter geht. Allerdings verlief fast die ganze Strecke auf der Baustelle und ich hoffte fast immer: Hoffentlich komm ich bis zum heutigen Etappenziel. und hätte mir den kleinen Umweg vermutlich sparen können.

Laut Wetter war Regen angekündigt. Am Anfang sah es auch danach aus und ich hüllte den Rucksack vorsichtshalber ein. Als das passierte, schienen die Regenwolken plötzlich zu verpuffen.

Ok. Auch gut. Da will ich mich mal nicht beschweren

Es fühlt sich plötzlich wieder wie Frühling an.

Abgesehen von Strassenhunden und Emotionen von „Was ist das toll“ bis zu „Warum zur Hölle mach ich das hier“ und der Ungewissheit, ob ich die Strecke laufen kann, passierte nicht viel. Der Baustelle wegen, war die Strecke recht angenehm zu begehen – kein Verkehr außer die Bauarbeiter. Kaum Asphalt, da sich die Straße zum größten Teil noch im Rohzustand befand. Erst das letzte Stück war wieder einer Straße gleich.

Allerdings war da mal wieder so eine Situation: Nach knapp 35 Kilometern war ich schon ziemlich müde. War mit der Stimmung eher am Boden, da steuerte ich mal wieder auf eine Baustelle-Stelle zu, wo gerade ein Haufen LKWs Materialien ablieferten. An mir fuhren also regelmäßig LKWs vorbei und ich dachte mir schon, dass das ja nicht so angenehm werden wird.

In dem Moment knurrten mich 3 Strassenhunde an.

Der LKW-Fahrer neben mir ließ sich zurückfallen und gab mir zu verstehen, dass ich weiter gehen soll. Da die Hunde vor Autos meist Angst haben, kamen sie also nicht daran vorbei. So hielt er mir die Hunde netterweise auf Distanz bis ich weit genug weg war.

Ich war ihm sehr sehr dankbar.

Auch sonst sind die Leute in den Dörfern immer recht freundlich, wenn man an den Häusern vorbei kommt. Sie grüßen einen, versuchen mit jemanden ins Gespräch zu kommen, sind eher neugierig als verärgert oder misstrauisch.

Ich kann bisher nichts negatives oder unfreundliches an den Menschen in der Türkei feststellen. Als ich in einem Dorf Pause machte, brachte mir jemand sogar einfach Tee und zwei Müsliriegel.

Im Vorfeld hatte ich schon ein Bett in einem Hostel gebucht – eine Surfschule am Schwarzen Meer: Danube Surf House

In der Saison ist es hier bestimmt richtig cool.

03. März 2017

Pausentag

Da es außerhalb der Saison war, war kein anderer Gast vor Ort und es war super kalt. Dafür gab es aber einen Heizkörper und Tee.

04. März 2017

Kerpe – Karasu
circa 15 km

Also heute fielen mir die 15 km etwas schwer. Könnte damit zusammenhängen, dass etwas Heimweh mitschwingte.

Es ging nur an einer Strasse lang. Das Wetter war fantastisch und meine Laune wurde nach den ersten 5 km auch etwas besser. Mir begegnen viele Strassenhunde – waren aber heute alle friedlich.

Die Menschen sind sehr freundlich und hilfsbereit. Die grüssen einen oft nett, versuchen mit jemanden ins Gespräch zu kommen. Oder winken einem einfach fröhlich über die Strasse zu.

Heute bin ich das erste Mal an eine Art „Slums“ vorbeigekommen. Aber selbst da fühlte ich mich nicht unsicher. Ich bewahrte zwar Abstand und hatte immer ein Auge auf die Leute, aber denen war ich mehr oder weniger egal. Sie beäugten mich wie jeder andere auch – mit einem Rucksack auf dem Rücken ist man eben auffällig, ob man möchte oder nicht.

Da wurde bzw da wird einem direkt bewusst, wie glücklich man sich schätzen kann und wie oft wir uns doch in unwichtigen Dingen verlieren. Ständig auf der Suche nach „etwas besserem“ sind. Oder uns wegen Kleinigkeiten streiten oder ärgern.

Habe dazu vor ein paar Tagen auch einen Spruch gelesen. Genau kann ich ihn leider nicht wieder geben, aber der Sinnlaut war: Die einen kämpfen [vor Hunger] ums Überleben, die anderen Hungern um einem Schönheitsideal hinterher zu jagen.

Mehr gibt es dann im nächsten Post zu lesen!

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