Ungarn sollte noch mehr tolle Momente für mich bereithalten und mich noch sprachloser machen (als es mich eh schon gemacht hat). Die Woche war schon turbolent genug, da erwartete mich noch mehr.
Ich weiß nicht, ob beim Schreiben immer alles so rüberkommt. Manchmal behalte ich Details auch für mich, oder schreibe einfach nicht so ausführlich darüber, wie ich es eigentlich gerne würde oder eigentlich mache (Dazu aber in meinem nächsten Newletter mehr!).
Nun erzähle ich dir erstmal von den Tagen 75 bis 77.
14. August 2016
Kiskunfélegyháza – Kiskunmajsa
24,55 km
Als ich morgens die Unterkunft verlassen habe, konnte das Wetter nicht perfekter zum Wandern sein: Wolkenloser Himmel. Zudem war es den Tag über nicht mal zu Warm, sondern gut auszuhalten.
Nicht so happy war ich allerdings, dass es wieder an der Strasse entlang ging. Da ich aber weder eine passende Wanderkarte in einer Buchhandlung noch im Internet was finden konnte, muss ich mich damit aber wohl abfinden (und hoffen, dass ich immer genug Platz habe, um an der Strasse entlang zu gehen).
Dabei sehe ich logischerweise viele Autos – das eigentlich interessante daran ist aber eher: Gefühlt jedes 5te Auto hat ein deutsches Kennzeichen. Insgeheim freue ich mich dabei aber immer, ein Kennzeichen aus der Heimat zu sehen (und besonders, wenn das Kennzeichen aus Hamburg oder dem Ruhrgebiet oder Raum Köln kommt, wo ich studiert habe). Als ich ein Motorrad mit Leverkusener Kennzeichen sah, freute ich mich daher natürlich besonders. Warum können solche Leute nicht mal anhalten, ging es mir durch den Kopf.
Nach ca. 10 km suchte ich mir dann aber erst Mal einen Pausenplatz und machte es mir gemütlich. Entspannter hätte es echt nicht sein können, und ich hätte da auch einfach den ganzen Tag so liegen bleiben können. Allerdings wollte ich aber auch nicht so spät am Zielort ankommen und meinen Füßen genug Auszeit verschaffen.
Ein oder zwei Stunden später entdeckte ich dann aber plötzlich das Motorrad mit dem Kennzeichen LEV wieder (oder vielmehr: Es entdeckte mich). Etwas baff, als der Fahrer stoppte. Sichtlich überrascht (und erleichtert), dass ich aus Deutschland bin. Er erzählte, dass er extra nochmal zurückgefahren ist. WoW. Eine Mitfahrgelegenheit aus der Heimat lass‘ ich mir natürlich nicht entgehen. Große Erwartungen an den restlichen Straßenabschnitt hatte ich eh nicht. Zudem ist es doch genau was ich möchte: Die Begegnungen unterwegs.
Am Zielort angekommen, ludt er mich noch zum Essen ein und wir quatschten eine ganze Weile (wobei er mehr redete als ich, aber das störte mich gar nicht).
Dabei kamen wir immer wieder auf ein (,zwei oder drei) Fazit(e):
„ Lebe im jetzt! Denke nicht zu viel nach und folge deinem Herzen! Wenn du etwas möchtest, dann mach es oder kauf es dir! Das „was wäre, wenn …“ später ist schlimmer, als das „ich hab’s getan“ oder „ich hab’s mir gegönnt“. Und freue dich für andere Menschen, anstatt neidisch zu sein.
15. August 2016
Kiskunmajsa – Pusztamérges
24,68 km
Die Strecke selbst versprach nicht so aufregend zu werden. Dafür führte mich mein Weg aber an einer wenig befahrenen Landstraße entlang. Auch mal eine ganze angenehme Abwechslung zu den anderen Straßen.
Eigentlich zeigte mir die WetterApp Gewitter an. Davon war glücklicherweise den ganzen Weg nichts zu sehen und zu hören. Dafür brannte die Sonne mal wieder ziemlich und machte mir die letzten 5 km recht schwer. Normalerweise schaffe ich immer so gute 5 km pro Stunde. Bei dem heißen Temperaturen sind es aber eher nur 4 km. Zudem mache ich mir da auch keinen Stress. Ich geh immer relativ früh los, um auch relativ früh am Zielort zu sein. So bleibt mit noch Zeit, um nach Unterkünften zu suchen und mich auzuruhen.
Manchmal mehr, manchmal weniger.
In Puzstamérges angekommen, hatte ich allerdings noch keine Unterkunft. Ein paar Adressen, das war alles. Ich machte mich zur ersten [Adresse] auf, und traf auf eine ältere Dame. Mit Händen und Füßen verständigten wir uns, da sie kein englisch spricht (und ich nur Basics in ungarisch). Das brachte aber alles nicht so wirklich etwas, trotzdem ludt sie mich zu sich ins Haus ein. Vermutlich hatte sie Mitleid mit mir, da ich die Adresse auf einer offiziellen Unterkunftsseite gefunden habe. Die war allerdings nicht mehr ganz aktuell. Mit etwas Hilfe (ich fragte den jungen Mann, der mir in Ócsa geholfen hatte, ob er mit ihr reden könnte) klappte es dann doch noch: Ich dürfte dort schlafen, müsse aber um 8 gehen, da sie einen Arzttermin hat, hieß es. Da ich eh immer zwischen 7 und 8 los gehe, also kein Problem.
Nachdem das geklärt war, ging der eigentliche Spass los: Erstmal wurde mir Kaffee angeboten. Nachdem ich geduscht hatte, waren meine Sachen schneller zum Waschen zusammen gesammelt als ich gucken konnte. Zudem hatte ich [zum ersten Mal auf der Wanderung] Blasen an den Füßen. Also sie das sah, kam sie keine Minute später mit Nylonsöckchen zurück. Dazu muss ich sagen: Normalerweise habe ich in meinen Schuhen keine Blasen, aber ich habe vor der Wanderpause ziemliche Probleme mit meinem linken Fuß gehabt. So sehr, dass ich nicht mal mehr laufen konnte. Der Arzt verordnete mir dann Einlagen, die ich Anfangs tatsächlich zuhause vergessen hatte. Als mein Fuß mich wieder leichte Anzeichen spüren ließ, war ich natürlich richtig froh, als meine Mama mich in Budapest besuchte [und mir die Einlagen mitbringen konnte].
Und danach? Würde mir erstmal reichlich zu Essen aufgetischt. Wie man das von älteren Damen eben kennt. Also ich kenne das zumindest von meiner Oma so.
Der Abend wurde dann mit ungarischen Musiksendern abgeschlossen. Die Videos dort sind zum Teil wirklich etwas kurios.
16. August 2016
Pusztamérges – Mórahalom
Ca 24 km
Schon als ich morgens auf der Landstraße war, war ich recht zufrieden: Da kann man immerhin ohne viel Verkehr wandern. Und viel besser: Man bekommt was von der Landschaft mit!
Irgendwann wurde ich auf sowas wie einen Feldweg geleitet. Allerdings mit offiziellem Straßenschild. Auf diesem Weg ging es dann allerdings auch bis zum Zielort weiter. Also mal wieder eine schöne Etappe. Der Weg war jedoch sehr sandig und daher nicht immer einfach zu begehen (mal ganz zu schweigen von dem kleinen Strand in meinen Schuhen). Vielleicht kennst du das ja auch? Wenn der Weg zu sandig ist, dann sackt man immer so in den Boden ein, was das Gehen erschwert. Die Sonne tat mal wieder ihr übriges und brachte mich gefühlt zum Schmelzen. Daher machte ich mehr Pausen als geplant – wobei ich das nie wirklich plane.
Die Strecke war recht menschenleer, was ich immer für sehr angenehm empfinde. Mag komisch klingen, da ich eh fast immer alleine bin … Aber ja :) Als ich gegen 14.45 Uhr in Mórahalom ankomme, musste ich erstmal etwas warten. Hatte ich doch wegen fehlendem Internet meine Mails nicht checken können (sollte sie vielleicht, aber auch nur vielleicht, mal auf dem Handy einrichten). Nach kurzer Zeit kam ein Frau, öffnete die Tür, zeigte alles und rief dann den eigentlichen Eigentümer an. Die Verbindung war allerdings nicht so gut und ich verstand nur: „for free“ und „taking picture“. Was? Umsonst? Ein Zimmer. Ich bin irritiert.
Wie sich später rausstellt, hat er von meiner Wanderung gelesen und ja. Mal wieder hat Ungarn mich sprachlos gemacht von der Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft ❤
Daher danke an Zöld Camping
Ich bin tatsächlich etwas verliebt in dieses Land!!
Das war allerdings noch nicht das Ende einer ereignisreichen Woche, oder doch? Doch was passiert die nächste Woche, dass ich mich dazu entscheide, noch eine Woche länger in Ungarn zu bleiben? Das und einiges mehr erfährst du im nächsten Artikel!
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