Die Verrücktheit der letzten Woche nimmt nicht ab. Vorallem so kurz vo den Wahlen in der Türkei spielt die Jandarma ganz schön verrückt.
Auf einem Plakat hab ich schon etwas erahnen können: Erdogan hält eine Rede an dem Tag, an dem ich nach Ordu gehen werde. Nicht das beste Timing, würde ich sagen. Aber mehr als mir zu sagen, dass ich nicht gehen darf, kann eh nicht passieren.
Was ich dir bisher allerdings nicht erzählt habe – Was so (für mich persönlich) schockierendes passiert ist:Ich hatte die Glücksbringer von meinem Papa verloren. Klar kann man diese „ersetzen“ und hauptsache mir geht es gut. Aber in dem Moment war das ziemlich schimm für mich!
Glücklicherweise tauchten diese aber wieder auf! Die Familie bei der ich sie vergessen habe, hatten sie gefunden. Da sie ganz nah an Samsun wohnen, habe ich sogar die Möglichkeit, diese dann bald wiederzubekommen – da ich ja nochmal zurück gehe, da meine Mama und eine Freundin mich besuchen werden.
Mehr dazu aber nun:
Tage 247 bis 249 von bunterwegs2nepal: Von Çarşamba nach Fatsa, Türkei
10. April 2017
Çarşamba – Terme
22,85 km
Als ich heute morgen aufstand, war ich guter Dinge.
Die Sonne schien.
Die Strecke sollte nicht so lang werden.
Alles top.
Außer dass ich nicht so gut aus dem Bett gekommen bin. Aber das kommt halt mal vor.
Irgendwann unterwegs ist mir allerdings etwas aufgefallen.
Viel zu spät! Ich habe etwas verloren.
Hoffe ich bekomme es noch wieder. Die Hoffnung stirbt zu Letzt. Hat mich auf jeden Fall ein paar Tränen gekostet, da hinter dem Verlorenen ein großer emotionaler Wert steckt. Ich weiß auch gar nicht, wie … das geht nicht in meinen Kopf rein. Ich habe darauf immer soo aufgepasst. Mehr als auf alles andere. Bin einfach nur enttäuscht von mir selbst. Nicht, dass ich es verloren habe, sondern dass es mir erst ein paar Tage später aufgefallen ist.
Und von da an war der Tag auch irgendwie nur noch komisch.
Ich habe eine Mütze verloren, die mir einen Tag vor Samsun geschenkt wurde. Obwohl die Strecke nicht so lang war, waren die letzten Kilometer anstrengend. Vermutlich, weil meine Stimmung im Keller ist.
Immerhin war das Wetter top und die Strecke, an der Straße, ist super zu begehen, da der Seitenstreifen mega breit ist!
Dann traf ich anscheinend den Rennrad Meister der Türkei, der mich noch zum Hotel begleitet hat.
11. April 2017
Terme – Ünye
Circa 32 km
Nach dem gestern so gar nicht mein Tag war, war der heutige etwas besser.
Ich kam besser aus dem Bett, das Wetter war schon am Morgen super und laut Strecke sollte es heute auch wieder ans Meer gehen. Was will man mehr?
Die Strecke selbst war super zum Laufen. Der breite Seitenstreifen ist einfach göttlich.
Es ist dennoch anstrengend. Der Verkehr. Und seit Samsun wird vermehrt angehalten.
Nicht um mich mitzunehmen, sondern um mich anzumachen. Also entweder wird gehupt, Lichthupe gemacht, ganz langsam an mir vorbeigefahren oder angehalten / zurückgefahren. Das hatte ich in der Türkei bisher nur ganz ganz selten. Gefühlt zu der Zeit, die ich schon in der Türkei bin, fast nie. Es erinnert mich ein wenig an Rumänien. Aber vielleicht liegt es auch an dem Gebiet.
Vor Samsun kam ich nur durch kleine Dörfer. War mit Bafra, der ersten richtigen Stadt nach längerer Zeit, sogar leicht überfordert. So viele Menschen und so viele Autos. Ich konnte mich vor lauter Gewusel gar nicht konzentrieren geschweige denn orientieren. Es war einfach viel zu viel.
Jetzt nach Samsun komme ich gerade eigentlich nur in größere Orte. Da fällt es mir auch wieder leichter. Es überfordert mich nicht mehr. Aber vielleicht liegt es eben an den größeren Orten / Städten. Diese Art von Anmachen.
Aber genauso gibt es auch die Menschen, die einem freundlich aus dem Garten zuwinken oder versuchen herauszufinden, was du machst. Dich zum Tee einladen. Oder dir einen Schlafplatz anbieten wollen – „Wäre er nur gute 20 km weiter, wäre das super.“
Am Ende des Tages weiß ich eigentlich nie, wo ich lande, da ich schon seit Wochen keine Unterkünfte mehr plane. Ich recherchiere zwar, ob es Hotels, Pensionen oder ähnliches gibt. Aber das war es auch schon. Ob die noch existieren, offen oder etwas frei haben? Das sehe ich dann erst wenn ich vor Ort bin.
Ansonsten: Immer noch ziemlich geknickt, wegen meiner verlorenen Sache. Ich ärgere mich immer noch über mich selbst.
Aber auch dankbar. Mein Körper funktioniert wie er soll. Noch alles dran. Ich habe keine Krankheit, die mich körperlich oder geistig beeinträchtigt.
12. April 2017
Ünye – Fatsa
Circa 25 km
Der Tag war endlich mal wieder etwas angenehmer.
Weniger Autos hielten an oder fuhren langsam an mir vorbei, weniger Gehupe.
Das Wetter war super.
Meine Laune war trotzdem irgendwie nicht toll.
So richtig genießen konnte ich die Etappe also nicht. Das Gehen fiel mir irgendwie schwer. Bekam den Kopf nicht frei.
Doch gegen Mittag hellte sich die Stimmung etwas auf, als mir jemand Wasser und eine türkische Pizza schenkte.
Einfach so.
Erst dachte ich ja, dass es wieder so einer ist, der anhält um mir „eine Frage“ zu stellen. Also winkte ich ab und ging einfach dran vorbei. Kurz darauf kam er mir dann zu Fuß entgegen und gab mir direkt zu verstehen, dass er mir nur etwas geben möchte. Etwas verdutzt war ich dann doch. Er hätte mich schon den Tag zuvor gesehen und wollte mir daher etwas Gutes tun. Da ich eh schon Hunger hatte, kam das natürlich genau richtig.
Die letzten Tage an der Straße waren dann doch recht anstrengend. Unterwegs nimmt man das gar nicht so wahr, abends merkt man es dann aber schon. Man ist die ganze Zeit dem Straßenlärm ausgesetzt, die Sonne schien die ganzen Tage und die Konzentration muss stets oben sein. Könnte ja immer mal was passieren.
So passierte es, dass ich mich gegen 18 Uhr „nur mal kurz“ hinlegen wollte.
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