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Wandern mit Hund Teil 1: Bevor es zur ersten Wanderung geht

Wandern mit Hund ist so ein eigenes Thema: Wer mir folgt weiß, ich mag Wandern. Am liebsten Fernwandern. Seit knapp 2 Jahren begleitet mich zudem meine Hündin Elsa. Gesundheitlich war bei mir seit 2018 einiges im Argen, sodass ich jetzt lange nicht wirklich unterwegs war. Dennoch bin ich mit Elsa eine Runde mindestens so 2 bis 3 Stunden unterwegs, was für einige ja schon unter eine Wanderung fallen mag – für mich ist es ein langer Spaziergang.

Ein paar Wanderungen habe ich dann aber doch schon mit ihr gemacht – u.a. eine Woche Wandern in Schweden.

Doch einfach so loslaufen würde ich dann doch nicht mit meinem Hund – vor allem nicht, wenn ich mehrere Tage/Wochen oder gar Monate unterwegs bin. Daher im Folgenden ein paar Tipps bzw. Anregungen, worauf du beim Wandern mit Hund vorher achten solltest.

Wandern mit Hund – Allgemeine Vorbereitungen

Check mit deinem Tierarzt, ob der Hund generell dazu fähig ist längere Strecken zu gehen – Erste Voraussetzung ist natürlich, dass dein Hund eine geeignete Rasse zum Wandern hat, gerne läuft und gesund ist. Sehr große und schwere Rassen wie der Bernhardiner haben aufgrund ihres Gewichts Probleme, lange Touren durchzuhalten und sind daher weniger für lange Strecken/Touren geeignet. Kurznasige Rassen wie der Mops sind in meinen Augen auch nicht dafür geeignet, da sie generell schon Atemprobleme haben. Diesen sollte man dann nicht noch lange körperliche Strapazen hinzufügen. Sehr kleine Hunde, wie etwa der Rehpinscher, benötigen aufgrund der geringen Schrittlänge deutlich mehr Schritte für eine bestimmte Strecke. Je nach Kondition solltest du dies dann bei der gewählten Streckenlänge berücksichtigen. Bei kleineren Rassen kann man dann natürlich Vorkehrungen treffen: Einen Hundewagen dabei haben oder einen entsprechenden Platz am Rucksack (Lea löst das für Emmi sehr gut, wie ich finde).

Impfungen – Und wenn du schon mal beim Tierarzt bist, kannst du auch gleich checken, ob alle wichtigen Impfungen noch aktuell sind oder aufgefrischt werden müssen. Je nach Reiseziel besteht für den Hund eine Impfpflicht. Da diese von Land zu Land unterschiedlich sind, solltest du je nach Reiseziel selbst schauen, was du benötigst. Bei Erstimpfungen der Tollwut musst du eine Wartezeit von 21 Tagen einplanen, bevor du in die meisten Länder einreisen darfst. Frischst du die Tollwutimpfung nur auf, brauch die Wartezeit nicht eingehalten werden. Neben Tollwut kann es sein, dass du auch gegen Bandwürmer behandeln musst (z.B für Finnland oder Norwegen).

Listenhunde – Listenhunde sind Hunde, die per Gesetz als gefährliche oder potentiell gefährliche Hunde angesehen werden. Diese Kategorie enthält Hunderassen, die in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Liechtenstein auf mindestens einer Rasseliste stehen. (Quelle: Wikipedia)

Ist dein Hund ein sogenannter Listenhund, gelten ebenfalls gesonderte Regeln, über die du dich vorher informieren solltest. Da gibt es auch von Land zu Land Unterschiede – selbst innerhalb Deutschlands gelten für jedes Bundesland eigene Regeln. Dänemark z.B hat derzeit 13 Rassen als gefährlich eingestuft, mit diesen darfst du allerdings durchreisen.

Fitness-Training für Mensch & Hund – Sind die vorher genannten Punkte geklärt, kann man auch schon ans Abenteuer denken: Nicht nur der Mensch sollte sich körperlich auf lange Wanderungen vorbereiten – auch der Hund sollte vorher etwas Training und Gewöhnung bekommen. Gehst du als Beispiel nur deine 30-Minuten-Runden und das 2 oder 3x am Tag, wird die Kondition deines Hundes eher mau sein. Fange mit langsam länger werdenden Gassi- und/oder Jogging-Runden an. Oder fahre immer längere werdende Strecken mit dem Rad (aber auch hier benötigt der Hund im Vorfeld Gewöhnung an das Rad & es sind Übungen notwendig). Bei Radtouren sollte der Hund hauptsächlich im Trab unterwegs sein. Zum Fitness-Training gehört für mich aber auch, dass du deinen Hund ggf. an das Geschirr bzw. einen Hunderucksack gewöhnst. Und hier dann nach und nach das Gewicht des Hunderucksacks steigern, damit er sich an das extra Gewicht gewöhnt und auch die nötige Muskulatur dafür aufbauen kann (Ein Hund kann 10 – 20 % seines Eigengewichts tragen).

Was dein Hund im Vorfeld kennegelernen bzw lernen solte

Grunderziehung & Grundkommandos – Zu der Grunderziehung gehört für mich auf jeden Fall die Leinenführigkeit. Übe mit deinem Hund (bis zum Erbrechen). Gehe viele neue Strecken, dass er sich daran gewöhnt. Bei Hunden aus dem Tierschutz ist es nicht immer einfach & man muss vieles oft “nachholen”.

Rückruf (etwas, das nicht nur auf Wanderungen klappen sollte). Der Hund sollte zuverlässig abrufbar sein. Übe auch das bis zum Erbrechen daheim. Wobei ich Elsa in fremden Gebieten nie ohne Leine laufen lassen würde, da sie zum Jagen neigt. In heimischen Gefilden klappt das durch viel Übung gut, aber in fremden Gebieten riecht es eben anders/andere Tiere unterwegs/der Hund hat durch neue Umweltreize eh schon eine Art Anspannung. Hunde sind Lebewesen und keine Roboter – erwarte daher nicht, dass der Hund IMMER hört oder so funktioniert, wie du es gerne hättest. Bei Pausen oder auf breiten Wegen, wo es lange geradeaus geht, lasse ich ihr natürlich etwas mehr Freiraum, aber eben hier sollte sie dann abrufbar sein, wenn uns z.B. andere Menschen entgegenkommen.

Auf die Kommandos werde ich in der Reihe “Wandern mit Hund” im späteren Verlauf nochmal genauer eingehen, daher hier nur kurz erwähnt, welche ich sinnvoll finde:
Halt – wenn der Hund stoppen/warten soll
Langsam – wenn der Hund langsam/vorsichtig gehen soll
Hinten – wenn der Hund hinter mir laufen soll (gerade auf schmalen, uneinsichtigen Pfaden)

Weiter – wenn der Hund weitergehen soll. Egal ob er vorlaufen soll, oder z.B. gerade keine gute Stelle zum Schnüffeln ist.

An den Maulkorb gewöhnen – Je nach Transportmittel und Land ist es möglich, dass dein Hund einen Maulkorb tragen muss. Gewöhne ihn daher im Vorfeld schon daran. Wenn du einen Maulkorb hast, lass deinen Hund erstmal daran schnuppern. Sich mit dem Gegenstand vertraut machen. Lass ihn anfangs selbst mit der Schnauze reingehen (ggf durch Locken mit Leckerlis). Geht er unbefangen mit der Schnauze rein, kannst du anfangen, das Schließen anzudeuten. Bis du den Maulkorb irgendwann kurz schließt. Die Zeit dann langsam ausbauen. (Das ist kein Trainingsplan, sondern nur kurz angedeutet, wie man sowas langsam aufbauen kann. Bei Fragen melde dich gerne!)

Stabilitäts-Training – Je nach Gelände sollte dein Hund ein sicheres Körpergefühl haben. Dafür kannst du zuhause mit Gegenständen üben – Tritttreppen, Igelbällen, Luftkissen, Wackelkissen, … . Aber auch auf den täglichen Gassi-Runden bietet sich viel an: Auf Baumstämmen balancieren (schau nur, dass diese Rinde haben und nicht glatt sind), über Mauern laufen, über Steine balancieren, … . 

Hoch- bzw. Herunterheben am Geschirr üben – Wenn dein Hund auf einer Mauer laufen soll, kannst du gleichzeitig auch das Hoch- bzw. Herunterheben am Geschirr aufbauen. Das ist beim Wandern gerade an schwierigen Stellen notwendig oder manchmal beim Einsteigen in den Zug, wenn die Lücke zwischen Zug und Bahnsteig zu groß ist. Wenn du das mit deinem Hund vorher übst, fühlt er sich dabei weniger unwohl bzw. weiß, dass er sich auf dich verlassen kann und ihm in der Luft nichts passiert. Wenn du dich jetzt fragst: Wie am Geschirr hochheben? Zum Wandern nutze ich Wandergeschirre, die oben einen Griff haben. So kannst du deinen Hund ganz leicht für einen Moment hoch- bzw. herunterheben.

An das Geschirr bzw. den Hunderucksack gewöhnen – Gewöhne deinen Hund vorher schon an das Geschirr bzw. an den Hunderucksack. Ein Geschirr kennen die meisten Hunde ja, aber der Rucksack ist dann doch etwas gewöhnungsbedürftig. Zudem solltest du deinen Hund nur langsam an steigendes Gewicht gewöhnen. Denn das praktische an einem Wanderrucksack für Hunde ist, dass er einen Teil seiner Sachen selbst tragen kann. Als Faustregel gilt hier: ca 10 – 20 % des Eigengewichts kann ein erwachsener Hund tragen. Bei Elsa wären das knapp 5 Kilo. Das macht schon einiges aus. Das Gute: Das kannst du ganz leicht auf deinen alltäglichen Spaziergängen aufbauen. So verbindet der Hund dann auch nicht gleich Abenteuer mit dem Geschirr/Wanderrucksack – sondern Alltag.

Bus-  & Bahnfahren – Solltest du deine Wanderung via öffentliche Verkehrsmittel starten bzw. beenden, solltest du das mit deinem Hund üben. Gerade Bahnhöfe und Zug-Geräusche können für Hunde gruselig und beängstigend sein. Auch das Fahren der Bahn selbst (ähnlich wie beim Fahrstuhl), ist für einige Hunde erstmal ungewohnt. Fahre ein paar Wochen regelmäßig mit deinem Hund Bus und/oder Bahn, um ihn an die Umgebungsgeräusche und Bahnhöfe zu gewöhnen. Je nachdem wie dein Hund drauf ist, geh erst Mal zu einem kleinen Bahnhof. Lass ihn das Kommen & Gehen der Menschen und Züge beobachten. Schaue, wie er auf die Zuggeräusche reagiert oder wie er reagiert, wenn ihr auf einen wartenden Zug zu geht. Zwinge ihn nicht direkt in den Zug. Und starte nicht gleich an einem Hauptbahnhof wie Essen oder gar Hamburg. Wenn ihr soweit seit, dass ihr in den Zug könnt, fahre vielleicht erstmal 1 Station & dann wieder zurück. (Das ist kein Trainingsplan, sondern nur kurz angedeutet, wie man sowas langsam aufbauen kann. Bei Fragen melde dich gerne!)

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Es braucht Zeit und Geduld

Bevor du das erste Mal mit deinem Hund loswanderst, solltest du im Vorfeld also etwas Zeit einplanen. Und Geduld haben. Jeder Hund lernt anders & in seinem Tempo. Mit Glück hat dein Hund mit Bus & Bahn eh keine Probleme, weil er seit Welpe daran gewöhnt ist. Oder du hast das Maulkorb-Training schon hinter dir. Das erleichtert es euch beiden natürlich. Vielleicht erinnert dich der Artikel aber daran, es einfach mal wieder aufzufrischen. Wer, wie ich, seinen Hund erst später bekommen hat (Elsa war gerade aus dem Welpenalter raus & musste u.a. Treppen gehen lernen etc.), muss solche Sachen gezielt üben & das Schritt für Schritt langsam aufbauen.

Hast du noch Fragen zu dem Thema “Wandern mit Hund: Bevor es zur ersten Wanderung geht“? Oder fallen dir noch mehr Punkte ein, die andere Hundehalter bedenken sollten, bevor sie mit ihrem Hund loswandern? Teile diese gerne mit mir und den anderen in den Kommentaren (bei Bedarf behalte ich mir vor, diese im Artikel zu ergänzen).

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