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Tage 413 bis 415 von bunterwegs2nepal – Oğuz bis Vandam, Aserbaidschan

Tage voller Ereignisse, nervigen aber auch herzlichen Situationen.

23.09.2017

Oğuz – xxx (Der Ort hat/te keinen erkennbaren Namen, auch bei Google nicht)
23 km

Nach einer recht kurzen Nacht – ich konnte irgendwie nicht einschlafen und bin auch immer wieder aufgewacht – ging es gegen 8.15 Uhr für mich los.

Das Frühstück habe ich kurzfristig abgesagt. War mir dann doch etwas zu blöd. Wie sollte ich mich auch mit dem unterhalten und bei den geplanten 30 km wäre mir 9 Uhr auch zu spät gewesen. Es wäre ja dann erst gegen 10 Uhr oder so losgegangen. Nein danke. Zudem: Was sollte er sonst wollen, außer „ein Date“?

Naja also machte ich mich los.

Mir taten aber schon recht früh die Füße weh (vom Asphalt und der langen Strecke gestern) und die Müdigkeit machte mir zu schaffen. Nach 10 km dachte ich mir: „Nee, heute keine 35 km. Nur 20 km reichen auch“ .. und glücklicherweise war dort ein Ort mit einem Mini Markt. Erst mal Wasser und eine Pepsi kaufen. Dann setzte ich mich vor den Laden. Kurz darauf wurde ich von dem Inhaber zum Essen eingeladen.

Da die schon so nett waren, dachte ich mir: Die helfen mir bestimmt auch dabei, eine Unterkunft zu finden.

Schwubbs saß ich bei seiner Familie im Haus. Es wurde sich ausgiebig via Google Translate / Übersetzungsprogramm „unterhalten“. Nach einer Zeit kam noch ein Großteil der Familie vorbei, die riefen jemanden an, der englisch sprechen konnte. Soo wurden ein paar Fragen auf beiden Seiten geklärt – wurde ich an dieser Stelle auch nach Geld gefragt.

Ansonsten die typischen Fragen „Verheiratet?“ „Kinder?“ „Verlobt?“ … aber die bekomme ich ja schon seit der Türkei. Je nach dem wie ich die Situation einschätze, sag ich die Wahrheit oder aber „Ja, und die kommen mich nächste Woche besuchen“ .

Habe ich schon erwähnt, dass ich seit dem Essen im Minimarkt nur noch Essen vorgesetzt bekommen habe? Ich werde auf dieser Wanderung noch Kuugelrund.

(Randnotiz: Ich hatte in der Türkei bis zu 10 Kilo zugenommen, weil es so viel Essen hab – und Tee mit Zucker, und Baklava, …)

Die Kinder versuchten sich mit mir zu unterhalten. Wollten mich überreden noch bis Montag da zu bleiben.

Eines der Kinder hält mir stolz ihr Englischbuch hin.
:Mein Schlafplatz: Viele dicke Matten auf dem Boden und Bettwäsche. DIe Familie hat übrigens genau so geschlafen.

Aber nein. Die Familie hat schon genug für mich getan – soviel Essen, einen Schlafplatz und Gastfreundlichkeit.

Nach der Frage mit dem Geld bin ich eh immer etwas vorsichtiger.

Ja, hier wird man nach Geld gefragt. Immer. Meistens eine der ersten Fragen. Wenn man dann sagt, dass man keines hat, ist es auch ok. Trotzdem hat es immer einen komischen Beigeschmack. Wenn ich jemanden wegen einem Schlafplatz frage, ok. Kann ich noch irgendwo verstehen, dass man mich deswegen fragt. Aber nicht, wenn man von sich aus etwas anbietet.

24.09.2017

xxx – Qəbələ
ca 25 km

Gestern ging es für mich früh ins Bett, da ich doch sehr müde war.

Dafür habe ich gut geschlafen und konnte nach dem Frühstück gestärkt und ausgeruht weiter gehen!

Im Sommer ist die Küche oft draußen.

Die Strecke selbst war mal wieder relativ entspannt: Das „Übliche“ – es wurde angehalten, gefragt ob alles gut ist, gepfiffen.

Als ich für heute entschied am Zielort angekommen zu sein: Man wird direkt angestarrt, Kinder rufen immer „Hello, Hello“. Ein Auto hielt neben mir an und der Typ sagte „i love you“ … manchmal würde ich gerne mit „Dauer-Mittelfinger“ rumlaufen. Das ist aber eine andere Geschichte.

Das Wetter war super.

Unterwegs kam noch der Mann vorbei, bei dessen Familie ich gestern geschlafen hatte, und seine Verwandten – die am Wochenende nur dort waren, um etwas Erholung zu finden. Erst hatte ich ihn gar nicht erkannt und winkte ab.

***

Ansonsten weiß ich derzeit nicht so ganz wohin mit mir. Mir fehlt Geld. Wo soll ich Geld herbekommen, wenn nicht durch Projekte? Doch wo finde ich Projekte, auf die ich Lust habe?

Ich habe keine Lust auf Projekte, die mich nicht erfüllen.

25.09.2017

Qəbələ – Vandam
16 km

Heute hatte ich nur einen kurzen Tag eingeplant, um meinem Fuß mal ein wenig Entspannung und Ruhe zu gönnen. Das Wetter war ok. Trocken aber bewölkt mit etwas Sonne.

Auf der Strecke selbst ist so einiges passiert. Nichts großes, aber wenn etwas passiert, dann immer kurz nacheinander. Zudem liebe ich kurze Strecken, weil man da viel mehr Zeit hat, sich anderen Dingen zu widmen: Zum Beispiel drölf-millionen Tee-Einladungen annehmen, Live Updates auf Instagram, … .

Erst Mal navigierte ich mich aus dem Ort raus, um dann der Straße weiter nach Vandam zu folgen.

Es war alles recht entspannt. „Nur“ 2 Autos, dessen Fahrer etwas nervig waren: Das eine fuhr an mir vorbei, und man fragten, ob man mich mitnehmen könne. „Nein“, dann fuhren sie ein Stück, nur ein paar Meter weiter auf dem Seitenstreifen zu parken. Einer der Insassen stieg aus, gab mir per Handzeichen schon zu verstehen, dass sie wegen mir dort stehen. Ich wurde etwas langsamer und holte mein Handy raus, um das mal kurz zu dokumentieren. Als sie das Handy sahen, winkte der Fahrer den anderen ins Auto und sie fuhren weg. „Sollte ich vielleicht des Öfteren machen?“ – oder so tun als ob ich telefoniere.

In der Zwischenzeit nahm ich schon einen anderen Fahrer wahr, der mich komisch anschaute. Als ich ihn dann, kurz nachdem die anderen gefahren waren, am Straßenrand sah, dachte ich mir noch nicht viel dabei. Immerhin war das schon ein paar Minuten her. Wer hat denn die Zeit, irgendwo 5 oder mehr Minuten zu warten? Ja, ich sollte es besser wissen. Passiert schon seit der Türkei.

Wie auch immer: Als ich vorbei ging, redete er auf aserbaidschanisch auf mich ein. Ich wiederholte x-Mal „Nein“ und ignorierte ihn dann. Er fuhr 2 oder 3 Minuten langsam neben mir her. Redete und redete. Da ich nicht mehr reagierte, fuhr er dann endlich weiter.

Etwas angenervt davon, als mich auf der anderen Straßenseite plötzlich jemand zum Tee trinken einlud. „No money“ entgegnete ich ihm, und dachte, dass er mich dann „weg gewunken“ hat. Die meisten Fragen hier nach Geld, selbst wenn die einem von sich aus etwas anbieten. Daher lehne ich es meistens ab.

Als ich gerade weiter gehen wollte, rief er hinter mir her und winkte mich zu ihm. Es gab 1, 2, .., 4 Tassen Tee, Brot, Obst.

Als ich dort saß, der Musik lauschte, schüttelte ich nur den Kopf. Immer diese krasse Kontraste so kurz hintereinander. Meistens, wenn etwas nerviges passiert, dauert es keine 5 oder 10 Minuten und genau das Gegenteil widerfährt mir: pure Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft. Und das schon auf der ganzen Wanderung. Naja nicht immer, aber meistens.

Von hier habe ich noch ca 5 km vor mir.

Aber der Tag war ja noch nicht vorbei: Als ich an meinem ausgewählten Zielort ankam, ging es für mich an einem Hotel vorbei. Für den Notfall wäre da also etwas (es sah nämlich nach Gewitter aus, da wollte ich nicht unbedingt draußen schlafen). Als ich schon fast durch den Ort durch bin, sehe ich noch einen Mini Markt.

Jetzt wäre vermutlich ein guter Zeitpunkt, was zu trinken zu holen.“ Gesagt, getan.

Mit dem Wasser setzte ich mich erst mal auf den Bürgersteig. Überlegte, ob ich noch ein Stück weiter gehe, um einen Platz für das Zelt zu suchen. Oder mich heute Nacht unter den überdachten Teil von dem Teehaus lege, das neben dem Minimarkt ist. Oder ob ich jemanden anspreche. * Oder zurück zum Hotel gehe.
Als ich dort saß, gab mir eine Frau ein paar Äpfel, von ihrem Stand. Ich bedankte mich mehrfach, kann ich solche Herzlichkeit meist nicht glauben.

Verhungern werde ich in diesem Land auf jeden Fall nicht.“

Ich trank erst mal mein Wasser. Die Männer vom Teehaus wollten mich zum Tee einladen. Ich lehnte ab. Nach einer Weile fragten sie nochmal, dieses mal nahm ich an.

Sie versuchten herauszufinden, was ich hier so treibe, wo ich schlafe. Ob ich keine Angst vor Wölfen habe.

Kurz darauf bot mir einer der Männer an, bei ihm zu schlafen. Das Haus war direkt um die Ecke, dort wurde ich von seiner Frau und seinem Sohn ihn Empfang genommen.

Erst mal duschen, andere Sachen, Essen, .. .

Gegen Abend fing es dann an heftig zu Regnen / zu gewittern. Der Strom im Haus fiel aus. So saßen wir bei Kerzenlicht am Küchentisch. Der Junge machte Hausaufgaben. Hin und wieder fragte die Mutter etwas, er versuchte zu übersetzen.

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