Mir besteht eine lange Woche bevor – lange 5 Tage am Stück.
Nur der 5. Tag soll etwas entspannter werden mit 16 km. Alle anderen sind dann so 30+ . Wie verrückt und Nerven aufreibend die Woche dann aber tatsächlich noch werden würde, hab ich mir nicht erträumen lassen.
Tage 238 bis 240 von bunterwegs2nepal: Sinop nach Bafra, Türkei
01. April 2017
Sinop – Gerze
38,38 km
Ich erinner mich noch: An dem Tag spielte Borussia Dortmund gegen Schalke, und ich hab mir das Ziel gesetzt, bis zur zweiten Halbzeit am Zielort anzukommen.
Schon am Morgen schien die Sonne.
Ich freute mich, dass es auf der langen Strecke so gutes Wetter geben wird.
Allerdings musste ich erstmal knapp 1 Stunde durch den Ort laufen, bevor ich mich überhaupt „richtig auf Strecke“ fühlte. Wie in letzter Zeit immer, sollte es auch heute an der Straße entlang gehen – ich hatte allerdings die Auswahl: Es gab eine alten Straßenverlauf und einen neuen (logischerweise), der etwas kürzer bzw direkter verlief.
Ich wollte erst dem alten Straßenverlauf folgen, da es mir nicht so geheuer war, durch den bzw die Tunnel zu laufen. Meistens haben diese aber einen „Bürgersteig“, auf dem man ganz gut gehen kann.
Als ich allerdings sah, dass die alte Strecke doch ein „paar“ Kilometer mehr bedeutet, entschied ich mich recht spontan dazu, die andere Strecke zu gehen. Bei knapp 40 km dann schon was aus macht.
Zum Glück verliefen die Stecken immer nah beieinander, sodass man an gewissen Stellen gut hin und her wechseln konnte.
Bei meinem Talent stand ich aber hinter der Leitplanke und vor mir Bauarbeiten. Ich lief erstmal hinter der Leitplanke entlang. Am Ende mussten mir die Bauarbeiter helfen, über die Leitplanke zu klettern. Sie nahmen mir den Rucksack ab.
Danach ging es dann durch den Tunnel, dank der Bauarbeiten war dieser „Bürgersteig“, den ich vorher erwähnte, allerdings nicht nutzbar. Dann der normale Seitenstreifen.
Ganz so prickelnd war das aber trotzdem nicht. Vor allem sind solche Situationen auch zusätzlich anstrengend, da die Konzentration immer voll oben sein muss. Daher filme oder fotografiere ich in solchen Momenten selten. Heute gibt es aber mal ein wenig Film und Fotomaterial. Ganz so heikel war die Sache dann nämlich doch nicht (und auch solche Momente müssen dokumentiert werden).
Ich war trotzdem froh, als ich am Ende des Tunnels Licht sah – und wieder in der Sonne war. Erst einmal Pause machen.
Kurz darauf sah ich auf einem Schild „20 km“ noch bis zum Zielort. Yay. Dann würde ich es ja vielleicht doch noch rechtzeitig zum Derby zwischen Borussia Dortmund und Schalke 04 schaffen. Naja, zur zweiten Halbzeit zumindest.
Die Strecke verlief recht ruhig, keine komischen Vorkommnisse. So konnte ich meine Gedanken mal wieder schweifen lassen.
02. April 2017
Gerze – Yakakent
31,85 km
Hier erinnere ich mich daran, dass ich ziemlich im Arsch war und es kaum erwarten konnte, am Zielort anzukommen. Ich hatte richtig zu kämpfen. Und das Wasser ging mir aus.
Nach der langen Strecke gestern wusste ich ja, dass es heute nicht unbedingt einfach werden würde.
Da mich aber schon beim Frühstück bestes Wetter empfangen hatte, war ich guter Dinge. Gegen 8 Uhr machte ich mich los.
Die Strecke war super zu begehen und führte immer am Meer entlang … Die Sonne schien. Es war angenehm.
Allerdings ging mir 15 km vor dem Ziel das Wasser aus. Das war nicht so schön. Ich trink eh schon – so generell – zu wenig. Es gab aber auch nichts, wo man Wasser herbekommen konnte. Das Meer war von der Strasse eher schlecht zu erreichen.
Das machte mir besonders die letzten 10 Kilometer zu schaffen. Gefühlt kam ich dem Ziel nicht näher. War aber natürlich Quatsch. Jeder Schritt brachte mich ja näher.
Am Zielort angekommen sah ich am Eingang „Werbung“ für ein Hotel. Na immerhin hat der Ort eins. Aber noch 5 km dämpfte meine Freude etwas. Als ich an einem Restaurant vorbeikam, sprach mich der Besitzer an.
Woher ich komme.
„Deutschland“
Sein Bruder kann deutsch. Wohnt in Berlin.
Zufällig gerade neben ihm.
So kommen wir ins Gespräch.. „Wieso, weshalb, warum„.
Erstmal Tee.
Etwas Essen. Dann meinte der Bruder, ich könnte ja auch bei deren Mutter schlafen.
„Würde es mir anschauen und dann entscheiden„, gab ich als Antwort.
„Ok. Ich zeig dir erst einmal den Ort und das Hotel. Dann schaust du dir unser Haus an und entscheidest.“
Klingt gut. So zeigte er mir kurz den Ort.
Dann ging es zu dem Haus der Mutter. Eine 86 junge, liebenswerte Frau.
Nach zwei Kaffee – endlich mal richtigen Kaffee – entschied ich, die Nacht dort zu verbringen.
Morgen warten wieder 30 km auf mich.
Toi Toi Toi.
Dann aber mit mehr Wasser.
03. April 2017
Yakakent – Bafra
circa 28 km
Ja, nachdem gestrigen Tag, der doch etwas anstrengend war, passierte mal wieder etwas gutes: Ich konnte privat bei jemanden übernachten.
Schon seit Wochen gehe ich von Ort zu Ort ohne am Abend eine feste Unterkunft zu haben. Nur ein paar Adressen im Gepäck von Pensionen oder Hotels. Irgendwas findet sich so oder so meistens. Nach langen Etappen ist es manchmal etwas anstrengend, noch etwas zu suchen. Bisher hatte ich aber immer Glück, dass sich direkt bei der ersten Gelegenheit was gefunden hat. Nach 40 Km kam es aber auch schon vor, dass ich noch weitere 5 km im Ort rumlaufen musste, nur um eine Unterkunft zu finden. Das macht echt keinen Spass und daher such ich mir gerne im Vorfeld manchmal schon etwas zum Schlafen.
Die heutige Strecke führte mich weg vom Meer.
Nicht weit, aber ein Stück.
So kam ich dieses Mal recht zügig voran – keine große Ablenkung.
Die Landschaft ist zwar auch so schön – vor allem mit dem sonnigen Wetter ist es traumhaft – aber das Meer und ich. Da war schon immer eine besondere Verbindung.
Schon als Kind war ich eine Wasserratte. Mich aus der Badewanne zu bekommen? Schon mal gar nicht möglich. Nicht, bevor ich nicht schrumpelig war oder das Wasser nicht eiskalt geworden ist. Vermutlich ist dies auch ein Grund, warum ich keinen Fisch mag. Oder nicht mögen möchte.
Die Strecke verlief ohne Vorkommnisse.
Allerdings kam ich mir leicht verarscht vor: Gestern gab es auf 32 km keine Tankstelle, heute auf 28 km aber gleich 4 (ohne die im Zielort mitgezählt).
Am Zielort angekommen, war ich allerdings etwas überfordert: Der Ort ist schon um einiges größer als die der letzten Tage und Wochen.
So viele Menschen.
So viel Verkehr.
Etwas konfus stolperte ich in den ersten Supermarkt und kaufte etwas zu trinken und etwas Obst für den morgigen Tag ein.
Die restliche Zeit verbrachte ich damit, zu arbeiten und ein paar Dinge zu erledigen. Habe ich dies die letzte Zeit doch etwas schleifen lassen.
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