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Gedankenfetzen: Bist du für das allein reisen gemacht?

Alleine reisen klingt so einfach, oder? Einfach los ziehen, ohne auf jemanden Rücksicht nehmen zu müssen. Du kannst machen was du willst, wann du willst & wie lange du willst oder es halt einfach auch mal sein lassen. Du musst dich nicht zusammenreißen oder entschuldigen, wenn du mal einen schlechten Tag hast. Oder vielleicht auch einfach mal keine Lust auf andere Menschen hast.

Keine Lust auf andere Menschen? Alleine sein? Ungewiss, wann man mit anderen Kontakt hat oder gar eine Art Freundschaft?

Bei diesen Fragen macht sich ein unbehagliches Gefühl in dir breit?

Dein Kopf formt dir ein viel schlimmeres Bild davon, wie es wäre alleine zu reisen, als es ist. Das kennst du doch sicherlich von vielen Dingen: Was ist, wenn das Bewerbungsgespräch total in die Hose geht? Was ist, wenn ich beim Probetag was falsch mache? Und oh Gott – wie soll ich nur diese Klausur schaffen, wenn ich von dem Thema keinen Plan habe?

Dann gehst du halt zum nächsten Gespräch! Und hast einen erneuten Probetag! Lernst besser für die nächste Klausur oder setzt dich mehr mit dem Thema auseinander, oder du holst dir Hilfe – oder aber: Du hast den Jackpot! Solange du dich bemühst und dafür kämpfst, wird es sich in absehbarer auszahlen. Wenn etwas schief geht, ist das kein Weltuntergang. Aus Fehlern lernt man und genauso ist das auch mit dem Reisen. Denn auch das alleine Reisen muss man erstmal lernen.

Als ich nach Indien flog, war es das erste Mal, das ich für längere Zeit alleine verreisen würde. Auf der einen Seite hatte ich wirklich richtig viel Schiss. Ich wusste aber auch, dass dies meine Chance ist, endlich wieder mehr das „Ich“ in mir zu finden. Meinem inneren Kritiker zu zeigen: „Ich kann mehr als ich mir selbst immer eingestehen möchte!

Wenn ich so zurück blicke, hätte ich auf jeden Fall einige Sachen anders gemacht, aber es war ja nicht meine letzte Reise alleine und es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen!

Jeder sollte mindestens ein Mal allein gereist sein

Es wird dich viele Tränen und Schweiß kosten, aber die Erfahrungen sind all dies wert. Erfahrungen, die dir keiner mehr nehmen kann. Begegnungen mit Menschen. Neue Freunde. Eindrücke fremder Kulturen. Bräuche und Sprachen.

Es kann dich an deine Grenzen bringen, aber es weitet deine Kompfortzone ungemein aus, sobald du bereit bist, diese zu verlassen.

Besondere Momente gehören dir. Dir allein.

Jessie Fröde von BUNTERwegs bei der morgentlichen Bootsfahrt auf dem Ganges in Varanasi, Indien
Du nimmst Momente und Eindrücke ganz anders wahr. Du kannst stehen bleiben, wo du willst, wann du willst, solange du willst. Das erste Foto ist nicht gut? Dann mach eben noch ein zweites oder drittes. Und keiner, der still wartend auf die imaginäre Uhr tippelt und weiter möchte.

Keiner, der dich bei einem Sonnenuntergang plötzlich aus den Gedanken zerrt. Genieße die Momente, solange du möchtest!

Und ein kleiner Reminder für dich: Nicht alles lässt sich mit deiner Kamera festhalten!

Man lernt sich selbst besser kennen.

Und auch mit sich selbst klar zu kommen. Du wirst mit Gefühlen konfrontiert, die man erst mal allein mit sich aushandeln muss. Man fängt an über Dinge nachzudenken, für die dir sonst vielleicht eher die Zeit „fehlt“ (im Alltags-Getummel lässt sich etwas ja schnell mal beiseite schieben).

Du mussst dich auf dich selbst verlassen. Das ist manchmal schwerer als du denkst. Niemand, der dir in den Arsch treten wird. Der dich motivieren wird. Der dich an die Hand nimmt oder dir sofort zur Hilfe eilen wird.

Geb dir selbst genug Zeit, dich an dich zu gewöhnen. Klingt blöd, ist aber so.
Setz dich selbst nicht unter Druck. Gebe dir in etwa 2-4 Wochen Zeit, vielleicht auch ein wenig mehr. Es wird immer mal ein Tief geben, aus dem du dich selbst wieder rausziehen musst.

Allein sein muss man ja auch gar nicht. Manchmal fällt es einem doch auch viel leichter, sich jemanden anzuvertrauen, den man nicht so lange kennt und ggf. nie wieder sehen wird.

Und was du auch nicht vergessen solltest: Zuhause, oder wo auch immer auf der Welt, hast du Familie und Freunde. Die sind für dich da, wenn du sie brauchst. Egal, wo auf der Welt du sich rumtriebst. Internet ist immer irgendwie aufzutreiben. Oder eine kurze SMS ist immer möglich. Also wirklich alleine bist du doch gar nicht!

Es macht dich selbstbewusster und selbstständiger

Du lernst auf Menschen zu zugehen. Du wirst überrascht sein, wie selbstverständlich es in einem fremden Land ist, auf fremde Menschen zu zugehen.

Wie komme ich von A nach B.
Was ist der beste, schnellste, sicherste Weg?
Wo wasche ich meine Klamotten?
Wieviel Geld hab ich noch?
Wo schlafe ich als nächstes?

Du lernst Sachen zu planen. Selbst in die Hand zu nehmen. Ohne dich auf andere zu verlassen. Du stehst für deine Fehler ein. Du willst etwas? Dann suchst du eine Lösung dafür. Du wirst auch mal neue Lösungen und Wege gehen.

Zuhause schiebt man dann doch lieber mal etwas vor sich her. Morgen geht es auch noch. Auf Reisen ist ein „morgen“ wahrscheinlich schon zu spät.

Du hast Zeit für dich!

In der heutigen Zeit ist es wahrer Luxus, Zeit für sich zu haben. Die Freiheit zu haben, selbst zu bestimmen! Niemanden Bescheid geben zu müssen, wann es wieder Zeit ist weiterzuziehen. Was, wann und wo gegessen wird. Wo man schläft, wie lange man schläft. Was man ansehen möchte oder lieber nicht.

Zuhause will immer irgendwer etwas von dir. Der Chef. Kunden. Familie. Freunde. Der Vermieter. Der Stromanbieter. Der Telefonanbieter. Versicherungen. Mal ein wenig offline sein. Nicht rund um die Uhr erreichbar sein. Das ist gut.

Zudem kannst du DU sein. Du selbst, ohne dich irgendwelchen gesellschaftlichen Zwängen anzupassen. Ohne dass jemand etwas an dir auszusetzen hat. Ohne dass du jemanden beeindrucken musst.

Du kannst neue Leute kennenlernen, ohne dich verstellen zu müssen. Ohne Angst zu haben, sie könnten sonst was von dir zu denken und dich nicht mögen. Im schlimmsten Fall bist du sie in ein paar Tagen eh wieder los.

Du willst wissen, wie du das allein Reisen lernen kannst? Oder zumindest, wie du dich darauf vorbereiten kannst? Und das alleine reisen gar nicht allein sein bedeutet?

Hier findest du ein paar hilfreiche Artikel zu dem Thema:

Alleine reisen und doch nie einsam: 5 Tipps für Solo-Backpacker auf planetbackpack.de
6 ultimative Tipps für Solo-Reise Neulinge auf pinkcompass.de

und wenn es dann am Ende doch nichts für dich ist, kannst du immerhin sagen: „Ich habe mich der Herausforderung gestellt!„.

Schreib mir gerne, wenn du Fragen zum Thema „Allein reisen“ hast – entweder unten in den Kommentaren oder eine Mail. Ich freue mich immer, von dir zu lesen!

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Auf BUNTERwegs, dem Outdoor- und Abenteuer-Reise Blog mit Liebe zum Wandern & zur Street Art, nehme ich euch mit: Wandern, Reisen, Mikrobabenteuer, Trekking, Roadtrips, SUP, Klettern, Nachhaltigkeit und vieles mehr.

6 Kommentare

  1. Liebe Jessi,

    wo darf ich unterschreiben?
    Ich finde, dass du hier einen sehr schönen Artikel geschrieben hast, dem ich voll und ganz zustimmen möchte. Für viele (und damit meine ich nicht nur Frauen!) ist es immer noch undenkbar einfach mal allein auf Reisen zu gehen. Natürlich ist das irgendwie eine Herausforderung und am Anfang auch irgendwie komisch – aber wenn man sich erstmal dazu überwunden hat, ist es eine wunderbare Erfahrung.
    Ich stimme dir also voll und ganz zu: Jeder sollte einmal den Mut haben allein zu reisen – und wenn man dabei merkt, dass das nichts zu einen ist… so what?… dann weiß man das hinterher auch. ;-)
    Liebe Grüße,
    Karina

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    • Ohh Karina,

      ich danke dir für diesen lieben Kommentar!
      Das stimmt. Nicht nur für Frauen ist es undenkbar, aber gerade für Frauen.

      Richtig. Man muss aber erstmal etwas ausprobieren, bevor man es wirklich ablehen kann. Klar verstehe ich Menschen die schon etwas älter sind und es daher nicht mehr ausprobieren wollen. Aber jüngere sollten es zumindest mal ausprobiert haben! Man ist ja nicht gezwungen die Dauer der sich selbst gesetzten Zeit durchzuhalten. aber etwas durchhalten sollte man dann schon ;)

      Antworten

  2. Liebe Jessi, Zustimmung, volle Zustimmung kommt natürlich auch von mir! Könnte ich nicht hin und wieder alleine reisen, es fehlte mir etwas. So sehr ich „meine“ Menschen mag, manchmal muss ich mich wieder neu auf meine eigenen Füße stellen und die Welt neu anschauen. Ein paar Berichte gibt´s auf meinem Blog:-)

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    • Hallo Bärbel. Beinahe wäre dein Kommentar in den Weiten des Spams verloren gegangen! (wer weiß wieviele da schon verloren gegangens ind, hmm)

      Aber lieben Dank für deinen Kommentar und dein Feedback! Das stimmt. Manchmal braucht man das einfach! :)

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