Die letzten Tage waren mal wieder ein wenig verrückt, aber ich konnte es kaum erwarten: Ich werde die bulgarische Grenze erreichen. Wie geil ist das denn? Endlich raus aus Rumänien, was aber auch heißt: Wieder ein neues Land, wieder eine neue Sprache, wieder eine neue Währung.
Über Bulgarien habe ich mich allerdings wieder weniger informiert. Nicht aus Desinteresse oder Naivität, aber ich möchte das Land unvoreingenommen betrachten und erleben. Hat mir dies in Rumänien doch die „Leichtigkeit“ und den Spass ein wenig genommen.
Ständig hatte ich Gedanken, wie „Du musst aufpassen“ , „Die sind eh alles scheisse und wollen dich nur beklauen“ , „Die Männer wollen nur Sex“ , …. , dazu noch das Wandern an der Strasse, das ständige Gehupe der Autos, …
Doch was mich schon in den ersten Tagen in Bulgarien erwartet, ist einfach grandios. Besser kann es doch gar nicht anfangen, oder??
03. Oktober 2016
Giurgiu- Ruse (Pусе)
ca. 16 km
Nachdem Rumänien doch noch eine Überraschung auf Lager hatte, machte ich mich am 03/10 also auf den Weg nach Bulgarien … etwas Bedenken hatte ich dann aber doch: Erzählte mir vorher jemand, ich könnte die Grenze nicht zu Fuß überqueren. Lief allerdings alles problemlos (wie fast immer). Die Freundschaftsbrücke über die Donau machte es aber wohl zum längsten Grenzübergang bisher: 2,8 km.
Insgesamt wurde ich 2 oder 3x kontrolliert. Am Ende des Grenzübergangs traf ich einen Hitchhiker, der von Deutschland nach Istanbul trampte. Ebenfalls saßen am Übergang Flüchtlinge – zumindest sah das so aus.
In Ruse angekommen wollte ich erst auf die Couchsurfing-Gelegenheit warten. Da es mir gesundheitlich aber nicht so gut ging, und ich einfach nur irgendwo hin wollte, suchte ich eine Unterkunft. Als das Wetter dann auch noch schlechter wurde, war es auf jeden Fall die richtige Entscheidung. Dafür setzte ich mich einfach in ein Café und recherchierte bei einem Kaffee* (Paypal Link für eine kleine Spende) nach Möglichkeiten in der Gegend: The English Guesthouse. Nette kleine Unterkunft mit Küche und gutem Internet (Important Stuff und Luxus, wenn man arbeiten muss und sich mal (wieder) gesünder ernähren möchte).
Nachdem ich mich ein Stündchen hingelegt und Tee getrunken hatte, erkundete ich Ruse noch ein wenig. Schöne Stadt, so auf den ersten Blick.
Für morgen sollte es aber nur eine einzige Unterkunft geben, die ich mit Mühe und Not fand.
04. Oktober 2016
Ruse (Pусе) – Nikolovo (николово)
ca. 18 km
Das Wetter sah nicht so vielversprechend aus und ich hatte erst etwas Bedenken, ob das mit der Erkältung so eine gute Idee sei.
Dennoch machte ich mich gegen 10 Uhr los Richtung Nikolovo. Da nur circa 15 bis 18 km vor mir lagen, machte ich mir da auch keinen Stress. Der gesundheitlichen Verfassung wegen wollte ich den Tag ebenfalls zum Erholen nutzen.
Hatte ich eine Unterkunft in einem schönen Park finden können. Leider nicht ganz günstig, aber besser als nichts (Apropro nichts: Morgen habe ich noch nichts. Nicht mal im Umfeld von 5 oder 10 km).
Als mich mein Weg aus Ruse erstmal über einen Feldweg führte, war ich einfach happy. „Genau deswegen mach ich den Shit hier“ ging es mir durch den Kopf.
In Nikolovo angekommen, war ich erfreut, heute in einem Park ganz in der Nähe zu übernachten. Etwas durchgefroren fragte ich nach heissem Wasser für Tee, später fragte ich dann nach einer Kanne Tee (es wurde ein Bierglas).
Gegen Abend klopfte es dann nochmal an meiner Tür, und die Mitarbeiterin vom Hotel fragte, ob alles gut sei. Ob ich etwas zu essen oder Tee möchte. Tee für die Nacht wäre fein, dachte ich mir, und sagte (logischerweise): Tee wäre fein!
Zurück kam sie mit Suppe und einer Kanne Tee auf’s Haus.
Wurde da etwa wieder recherchiert, was für ein Gast sie sich da in Haus geholt haben? Wie auch immer: Bulgarien. Guter Einstieg. In allen Bereichen, bereits vom ersten Tag an.
05. Oktober 2016
Николово (Nikolovo) – тетово (Tetovo)
Ca 23 km
Etwas ungewiss, da ich heute noch keine Unterkunft hatte, machte ich mich dennoch auf den Weg. „Der Ort hat eine Schule? Versuche ich es im Zweifel dort“, dachte ich mir.
Die Strecke selbst war ok, nicht besonders spannend. Die Landschaft ist toll. Der Herbst kommt. Es wird kühler und wieder rauher.
In Tetovo angekommen, war die Hoffnung nicht groß. Im Zentrum fand ich dennoch ein Rathaus. „Wer, wenn nicht die?“ – also ging ich rein. Kurz darauf saß ich bei der Bürgermeisterin im Büro. Hier gibt es keine Möglichkeit: Sollte ich am Abend doch nach Kubrat gebracht werden (jemand am Telefon übersetzte). Als ich erklärte, dass ich dort erst morgen zu Fuß hingehen möchte, wurde mal wieder eine andere Möglichkeit gesucht. Plötzlich hatte ich eine Unterkunft bei einem bulgarisch-norwegischen Ehepaar, mitten im Ort (der Ort ist so klein, dass hier jeder jeden kennt).
Um meine Wartezeit noch etwas zu überbrücken, ließ man sich etwas einfallen. Es kam eine englisch sprechende Person ins Büro: Die Englisch-Lehrerin der dortigen Schule. Kurz darauf fand ich mich im Klassenraum einer 3ten Klasse wieder, die mir Fragen zu meiner Wanderung stellen konnten (in Kubrat werde ich mit einer Klasse über Couchsurfing reden).
Danach gab es bulgarische Süßigkeiten und eine kleine Führung durch das Dorf – Museum, Kirche, Kindergarten, Theater.
Ebenfalls machte ich Bekanntschaft mit der bulgarischen Polizei (die machten Papierkram bei der Bürgermeisterin), und meine Strecke wurde heiss diskutiert. Ebenfalls wurde ich sehr vor der Türkei gewarnt. Und vor dem Winter. Mitte November kann es bis zu – 20 Grad werden. „Waaas?“ So recht glauben konnte ich aber nicht, dass das eintreffen wird.
Mit der Unterkunft bei dem Paar hätte ich es nicht besser treffen können. So viel Gastfreundschaft und Hilfe.
Der Abend wurde mit Essen und selbstgemachtem Wein abgeschlossen. Ebenfalls gab es selbstgemachten Schnaps für den Winter mit.
Bulgarien, was für ein Start! Hätte ich mir beim Grenzübergang nicht träumen lassen. Wie verrückt! Ich bin einfach überwältigt. Und Zack: Motivation wieder oben!
Welche Erlebnisse pushen euch immer wieder aufs Neue und motivieren, dran zu bleiben?
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