*** Ein Gastbeitrag von Sabrina von bootsandbackpacks.de ***
Street Art ist für mich die Stimme einer Gesellschaft, die sich mit Farben auf Beton verewigt.
Diese Stimmen variieren, sind mal lauter und mal leiser, mal rebellisch und gesellschaftskritisch und an anderen Stellen heben sie das oft vergessene, das Schöne, das leicht Übersehbare hervor.
Street Art ist für mich eine faszinierende Symbiose, die dem bloßen Gestein Leben einhauchen kann und die Stimmen der Gesellschaft hörbar macht.
Wann immer ich an Bildern, zerfetzten Aufklebern oder Plakaten hängen bleibe, die meine Aufmerksamkeit erreicht haben, zücke ich meine Kamera.
So geschehen in Portugal, im Mai/Juni 2014.
Komm mit auf meine Reise durch die Straßen der Stadt.
Lissabon
Bevor ich im Mai/Juni 2014 nach Portugal gereist bin, habe ich gedacht dass vor allem Lissabon voll ist mit den Stimmen einer unzufriedenen Jugend und sich das genauso im Straßenbild zeigen wird.
Hier und da bin ich zwar an einigen Bildern vorbeigekommen, jedoch längst nicht so häufig wie ich dachte.
Vielleicht war ich aber auch einfach nur in den falschen Straßen unterwegs.
Lissabon wirkt auf mich eher ruhig und relativ geordnet, vom Straßenverkehr mal abgesehen.
An den Balkonen weht die Wäsche im Wind, durch enge Straßen windet sich knirschend eine alte Straßenbahn und in den kleinen Gassen knattern Roller über das Kopfsteinpflaster.
Die Stadt ist bunt.
Gerade in Alfama. Es hängen Girlanden von vergangenen Straßenfesten zwischen den Hauswänden und irgendwie ist da noch ein Gefühl von Freiheit in der Luft. Von Unbeschwertheit. Obwohl das trügen mag, zählt Alfama doch zum Armenviertel Lissabons.
Das Labyrinth dieser kleinen Straßen ist verwinkelt. Kaum ein Tourist kreuzt meinen Weg als ich mich durch die Gassen leiten lasse. Abgeblätterte Fassaden, kleine Treppen und fernab höre ich das Treiben der größeren Straßen.
Auf mich wirkt es hier irgendwie, als wäre ich in einer anderen Zeit.
Lissabon ist schön. Auch und vor allem in seinen älteren Vierteln habe ich das Gefühl, das wahre Bild der Stadt zu erkennen.
In den rustikalen Barbershops stehen alte Herren mit grauen Bärten, hier und da huscht eine Katze über den Weg und aus einigen Läden tönt der berühmte Fado durch die Straßen.
Faro
Nach zwei Tagen in der Hauptstadt Portugals setze ich mich in den Zug, auf dem Weg in den Süden, nach Faro.
Von diesem Ort habe ich vorher viele unterschiedliche Meinungen gehört. Von „langweiliges Fischerdorf“ bis „wunderschöner Ort an der Algarve mit tollen Stränden“ war alles dabei.
Am kleinen Bahnhof der Stadt angekommen, laufe ich mit 12 kg auf dem Rücken zu meinem Hostel.
„Ich habe den Geruch von Meersalz in der Nase.
Auf den ersten Blick wirkt dieser Ort wie eine Mischung aus alteingesessen Fischern und Touristen. Hier und da sehe ich Backpacker durch die Straßen ziehen.
Nachdem ich in mein Hostel eingecheckt habe, mache ich mich auf in die Stadt.
Rund um das Zentrum und den gängigen Einkaufsstraßen stoße ich auf Bilder an der Wand und alten Ruinen hinter Bretterzäunen. Mich faszinieren diese zurückgelassenen Gebäude, die ohne großen Erfolg zu verstecken versucht werden.
Sofort lasse ich mich in irgendwelche alten Geschichten fallen und wandere herum: wer hier wohl gelebt hat und was hier passiert ist?
Auch die Altstadt, die von einer massiven Mauer umgeben ist, bringt einige ungeahnte Bilder hervor.
Ich weiß nicht genau warum, aber dieser kleine Ort wirkt auf mich um einiges aufmüpfiger als Lissabon. Eigentlich habe ich genau das Gegenteil erwartet, aber ich lasse mich natürlich gern umstimmen.
Und dann ist da noch diese anderen Seite zu den Bildern an den Wänden. Die Menschen, die dahinter stecken.
Hier in diesem kleinen Ort trifft Prestige auf Backpacking und Prada auf Räucherstäbchenbude.
Es ist ein wenig so, als würde der alternative Teil der Stadt sich seinen Platz suchen. Mal eher rebellisch und mal gefühlvoll.
Dieses Gefühl zieht sich bis in mein Hostel.
Im Casa d’Alagoa hängen diese Zettel an den Wänden.
Gitarren stehen zum spielen bereit, alles ist total gechillt, ungezwungen und ein schönes miteinander.
Und selbst an den Stränden, hier auf der Insel Ilha Deserta, hat sich irgendwer die Mühe gemacht und dieses ziemlich coole Ding gebaut.
Lagos
Nach 3 Tagen zieht es mich jedoch weiter. Ich packe meinen Rucksack und setze mich in den Zug, der mich nach Lagos bringt.
Lagos hat mich in vielerlei Hinsicht geflasht. Die Stadt liegt 30 km vom südwestlichsten Punkt Europas und ist vor allem für Surfer eine Hochburg.
Hier reiht sich ein Surfshop an den nächsten, dazwischen ein Tattoo Studio und unzählige Bars, Cafés und abgelegene Strände mit meterhohen Klippen.
Lagos ist geil. Echt. Ich würde jederzeit wieder zurück an diesen Ort kommen.
Irgendwie herrscht hier ein absolutes Freiheitsgefühl.
Das doch etwas sentimental wirkende Lissabon ist hier meilenweit entfernt.
Hier ist irgendwie die Leichtigkeit des Lebens zu Hause.
Boardshorts und Rip Curl Bikinis soweit das Auge reicht und Reggae Tunes aus den Shops der Straßen.
Alles wirkt in Harmonie, super entspannt und dieses Gefühl spiegelt sich auch auf den Wänden der Stadt wieder.
Hier ist alles wesentlich größer, bunter und quietschiger.
Ich finde es wahnsinnig faszinierend , wie unterschiedlich sich das Gefühl einer Stadt auch auf den Wänden zeigt.
Falls du mal nach Portugal kommst, solltest du dich auf jeden Fall mal fernab der Touristen-Straßen bewegen und deine Kamera bereit halten.
Das Land rockt und ist nicht nur, aber auch, wegen der Street Art absolut sehenswert.
Warst du schon mal in Portugal? Wo hast du das Gefühl des Landes einfangen können? Schreib’s in die Kommentare, ich freu’ mich drauf.
Sie möchte mit dir die Welt erkunden. Sie möchte auf den Spuren alter Geschichten wandern und neue Pfade schaffen.
Denn: Jede Reise zählt
(schau dir ihr tolles Video dazu an).
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Hall Jessie.
Bin gerade vom #BLOKOSO aus in deinen Blog gehüpft.
Sehr tolle Bilder. So viele Farben und so viel Leben darin. Das fehlt und manchmal in Deutschland. Hin und wieder gibt es ja tolle Grafittis (unter anderem durften sich jetzt Künstler in einem langen Fahrradtunnel unter unserer Bundesstraße austoben) die ich toll finde. Aber einfach nur jemand seine Tags an eine Wand schmiert, ist das so unkreativ.
LG,
der Marco
Juhuu :)
Danke für dein Feedback!
ja Street Art und Graffiti sind ja auch unterschiedliche Kunstformen – wenn man es so nennen mag. Leider hat Graffiti den negativen Effekt darauf, was ich sehr schade finde!
Finde es aber super, wenn es mehr und mehr unterstützt und angenommen wird! :)
Echt tolle Bilder der Graffiti und von Portugal im allgemeinen. Ich bekomme immer mehr Lust dorthin zu reisen.
Das Thema Graffiti als Kunstform ist in der Öffentlichkeit ja recht umstritten und auch ich kann mich irgendwie nicht klar positionieren. Letztendlich steht auch hinter den vermeintlich hässlichen Graffiti oft eine Message oder eine Art Rebellion. Auf der anderen Seite geht auch häufig ein wenig vom ursprünglichen Stadtbild verloren. Keine einfache Sache. Aber schlussendlich bin ich doch für eine recht umfangreiche künstlerische Freiheit, vor allem wenn die Bilder so gut aussehen wie die aus dem Artikel.
LG Nils
Hallo Nils,
Danke für dein Feedback!
Ja Portugal steht auch noch ganz oben auf meiner Liste!
Naja Graffiti und Street Art sind ja verschiedene Kunstrichtungen und Graffiti (Schriftzüge) ist dann eher die Schmiererei von beiden. Oder die gezielt eingesetzt wird um Dinge zu beschädigen (Züge). Street Art (Wandbilder, Sticker, …) vertritt da eher eine Aussage :)
Aber danke, da wird Sabrina sich freuen, dass der Artikel gut ankommt!
Hallo Nils,
lieben Dank für den Kommentar zu meinem Artikel. Ich freue mich, dass dir die Bilder gefallen. Und ja, so zwiespältig ich dem Thema manchmal auch gegenüber stehe (besonders wenn es, wie du sagst, unschön aussieht) so wichtig finde ich es doch, es als Ausdruck einer Gesellschaft wahrzunehmen. Bin da also ganz auf deiner Seite.
Falls du mal nach Portugal kommst, wünsche ich dir eine grandiose Zeit. Es ist einfach so schön da!
Liebe Grüße, Sabrina
Portugal ist einfach ein Traum :-) ! Ich habe mich in Lissabon verliebt, aber auch in Zentralportugal.
Deine Bilder gefallen mir gut.
Ein toller Beitrag über Portugal! Spannende Infos und schön geschrieben – hat Spaß gemacht, mehr über das Land zu erfahren. Vielen Dank dafür!
Gerne, freut mich wenn er dir gefallen hat! und Danke fürs Lesen und Bilder gucken :)