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Megamarsch Ruhrgebiet 2019

Megamarsch: Das sind 100 km in 24 Stunden. Am Stück. Durch die Nacht um später erschöpft und glücklich ins Ziel zu kommen!

Für mich war es der erste Megamarsch, und das erste Mal 100 km in 24 Stunden anzugehen. Ein herausforderndes Erlebnis: Schauen, wie weit sich der Körper nach letztem Jahr wieder erholt hat. Die eigenen Grenzen austesten.

Wenn du jemandem von dem Vorhaben erzählst, wird dir meist mit Unverständnis und Kopfschütteln geantwortet. Aber das bin ich ja schon von meiner Wanderung nach Nepal gewöhnt.

In dem Artikel möchte ich mit dir meine Erlebnisse und Erfahrungen teile.

Megamarsch Ruhrgebiet – Der Start und die ersten 20 km

Der Megamarsch Ruhrgebiet* war als „Rundwanderweg“ angelegt, und startete bzw endete somit im Park am Hallo in Essen.

Für mich ging es gleich pünktlich um 16 Uhr mit der ersten Gruppe los (Die Teilnehmer starteten zwischen 16 und 17 Uhr in Abständen von circa 10 Minuten). Immer mit Blick auf das Wetter, da an dem Abend starke Gewitter angekündigt waren. Gleich zu Beginn fing es auch an leicht zu regnen. Um uns herum hörte man es kurzzeitig (aber auch sicherer Entfernung) immer mal ein wenig donnern. Nach wenigen Minuten hörte es dann aber auch schon wieder auf zu regnen. Allerdings hatten wir ab da mit einer extremen Luftfeuchtigkeit zu kämpfen. Abgesehen davon, dass ich super viel geschwitzt habe, hatte ich damit keine Probleme. Viele andere Teilnehmer hatten damit aber wohl ziemlich zu kämpfen.

Vom Start aus ging es durch das Gelände des Zeche Zollvereins* in Essen Richtung Essen-Altenessen und Bottrop. Von hier aus ging es eine Weile am Rhein-Herne-Kanal und der Emscher entlang nach Oberhausen. Nicht weit nach dem Gasometer gab es auch schon die erste Verpflegungsstation (VP 1): Das Niederrhein Stadion von Rot-Weiß Oberhausen.

Bis hier war alles super: Schmerzfrei. Guter Dinge. Die Beine mal hochlegen tat dennoch gut.

Circa alle 20 km sind Verpflegungsstationen eingerichtet. An diesen gibt es Wasser, Tee, Milchbrötchen, Würstchen, Gurken, Brühe, Müsli- und Energieriegel.

Bei dem warmen Wetter gab es allerding auch Zusatzstationen, an denen man sein Trinkwasser auffüllen konnte.

Weiter geht es: Die Kilometer 20 bis 40 auf dem Megamarsch durch das Ruhrgebiet

Wir pausierten hier nur circa 10 Minuten: Entleerten die eigene Blase, füllten die Trinkblasen mit Wasser auf, aßen die eine oder andere Wurst und ein Milchbrötchen.

Von Oberhausen aus ging es dann weiter Richtung Duisburg. Mit der langsam kommenden Dämmerung erreichten wir den Landschaftspark Nord*: Ein altes Industriegelände, das für unterschiedliche Aktivitäten und Veranstaltungen genutzt wird.

Hier bekamen Jens und Dennis, die 2 Jungs mit denen ich seit dem Start unterwegs war, kurz Besuch. Etwas Motivation & Kinderriegel. Ebenfalls war hier eine Krombacher-Station eingebaut. Es gab also Bier. Ohne große Pause ging es dann weiter. Keine Zeit verlieren und die Muskeln nicht kalt lassen werden. Immerhin haben wir noch einiges an Kilometern vor uns.

Vom Landschaftspark aus ging es dann mehr oder weniger einmal quer durch Duisburg und Mülheim an der Ruhr. Solche Streckenabschnitte sind oftmals eine kleine Herausforderung; da diese landschaftlich nicht viel hergeben und man nur auf Asphalt läuft. Mittlerweile war es schon dunkel, durch das Stadtgebiet aber noch nicht 100%-ig greifbar.

Nach knapp 40 km und 7 Stunden erreichten wir die zweite Verpflegungsstation. Hier wurden die Schuhe mal ausgezogen. Die ersten leichten Schmerzen an den Füßen wurden registriert.

Schon unterwegs bekam ich Probleme damit, mein Handyakku aufzuladen. Vermutlich war das Handy und/oder Ladekabel von der hohen Luftfeuchtigkeit feucht geworden und löste eine Fehlermeldung an meinem Handy aus. Richtig nervig! Das Problem bekam ich den ganzen Megamarsch nicht in den Griff.

Die nächsten 20 Kilometer: Die ersten Wehwehchen machen sich bemerkbar

Von Duisburg aus ging es auch schon wieder zurück Richtung Essen.

Wie sollen wir denn noch so lang in Essen rumlaufen?„, fragten wir uns.

Es ging lange über Feld- und Waldwege, in völliger Dunkelheit. Zu dem Zeitpunkt war es echt ein Vorteil, dass irgendwo immer jemand um dich herum gelaufen ist.

Wir lernten „Jesus“ kennen. Also eigentlich ist sein Name Andreas. Die Jungs nannten ihn nur Jesus, da er ständig auf sein Navi schaute und uns so durch die Nacht führte.

Zu dem Zeitpunkt ging es uns noch recht gut, und die Jungs musste mich immer etwas bremsen, damit ich ihnen nicht wegrenne.

Zwischendurch gab es ein paar Orientierungsprobleme, da die Streckenmarkierung fehlte. Aus welchen Gründen auch immer. Somit waren wir froh, mit anderen unterwegs zu sein. Anhand der GPS-Daten* ging es für uns über eine Mountainbike-Strecke. Ich persönlich fand es recht geil, da man sich an Baumwurzeln festhalten musste, um runterzuklettern.

Wir erreichten Kilometer 45 um circa 00:52 Uhr, und kurz danach ging es sehr sehr (…) sehr lange auf Asphalt durch die Nacht. Die Kilometer bis zur Verpflegungsstation 3 zogen sich und wir konnten es kaum erwarten, endlich eine Pause zu machen. Die 3. Pause sollte etwas länger ausfallen.

Wir versorgten unsere Wehwehchen: Erste Blasen, legten die Beine hoch, Dennis versuchte eine Runde zu schlafen, ich trank eine Gemüsebrühe, … .

Auf die nächsten 20 Kilometer: Mein persönliches Ziel der 80 km entgegen

Nach gut 1 Stunde ging es für uns dann gegen 5.30 Uhr weiter. Dennis war schon kurz vor’m Aufgeben. Auch bei Jens und mir machte sich die Müdigkeit breit. Doch wir gingen es an.

Immer entlang der Ruhr, zum Baldeneysee: Glücklicherweise erreichten wir ihn in der Morgendämmerung. So konnten wir die schöne Aussicht hier genießen. Nur ein paar Wochen zuvor war ich hier mit einem Kollegen unterwegs auf dem Baldeneysteig.

Schon bei Kilometer 70 circa bekam ich Schmerzen durch eine Blase an der linken Ferse. Ich trug meine Bandage und vermute, dass sich dadurch eine größere Blase gebildet hatte. Auch an anderen Stellen hatte ich Blasen, aber diese eine rief bei jedem Schritt einen stechenden Schmerz hervor, der mir ein paar Mal Tränen in die Augen trieb. Auch nachdem ich diese verarztet hatte und eine Schmerztablette nahm: Die Blase schmerzte unerträglich bei jedem Schritt.

Bei Kilometer 75 fragte ich mich selbst, wie ich es noch eine Stunde bis zu meinem persönlichen Ziel schaffen soll (und damit entschied ich für mich, bei Kilometer 80 auszusteigen).

Zu der Entscheidung beigetragen hat sicher auch, dass ich nur ein Jahr zuvor noch mit den Folgen einer OP und eines Viruses zu kämpfen hatte und erst seit knapp 7 Monaten wieder Sport machen durfte. Aus diesen Gründen wollte ich meinen Körper nicht komplett an seine Grenzen bringen.

Im Nachhinein ärgere ich mich doch ein wenig, es nicht durchgezogen zu haben.

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Veröffentlicht von

Auf BUNTERwegs, dem Outdoor- und Abenteuer-Reise Blog mit Liebe zum Wandern & zur Street Art, nehme ich euch mit: Wandern, Reisen, Mikrobabenteuer, Trekking, Roadtrips, SUP, Klettern, Nachhaltigkeit und vieles mehr.

3 Kommentare

  1. Hallo Jessie

    Als erstes mal ein riesiges Lob für deine Seite und deine Blogs sehr interessant und unterhaltsam.

    Ich habe mit Spannung dein Blog über den Megamarsch gelesen und kann bis jetzt die Schmerzen spüren ;) von diese verrückt aber auch sehr unterhaltsamen Trip
    Es ist wirklich wahnsinnig wie man sein Körper kennenlernt .

    Ich danke Dir das ich ein Teil auf deiner Reise war m.

    Mach bitte weiter so und wünsche dir für die Zukunft tolle Menschen Eindrücke und Erlebnisse auf deinen Reisen

    Liebe Grüße
    Jens

    Antworten

  2. Hallo Jessie

    Als erstes ich hoffe dein Fuß geht es besser :(
    Ich hatte schon mal ein Kommentar geschrieben aber der würde nicht veröffentlicht?!?
    Egal
    Dann bedanke ich mich hier nochmal dafür das ich ein Teil deiner Reise war es hat richtig Spaß gemacht mit dir die Kilometer zu gehen und
    den Blog zu lesen das du uns (die Jungs) erwähnt hast ……

    Ich wollte Dir für die Zukunft noch alles Gute wünschen nicht nur Erfolge sonder wunderschöne Momente und Erlebnisse Hammer Eindrücke und viel mehr ….

    Pass auf dich auf

    Lieben Gruß
    Jens

    Antworten

  3. Der Megamarsch… motivierende Sätze „wie, 100km in 24 Stunden? – Du bist doch bescheuert!“ habe ich auch in meinem Umfeld zuhauf gehört. Hand aufs Herz, ein bisschen bescheuert muss man dafür ja auch sein.

    Die Strecke selbst war sehr asphaltlastig. Und damit eben leider nicht wirklich fußfreundlich. Ballungsraum eben. Wobei es zwischendurch landschaftlich ja gar nicht übel war. So grau und hässlich ist mein geliebtes Ruhrgebiet nämlich nicht ;-) Wobei man zugeben muss, das es entlang der Emscher (in diesem Teil ist sie noch ein offener Abwasserkanal) schon ein wenig müffelte…

    Die Nachtetappe durch den Wald war eine wunderbare Sache. Auch wenn einige sich ja ob der eher schlechten Beschilderung dort beschwert hatten. Nennen wir es Zufall, Glück oder einfach Karma – wir hatten uns nicht verlaufen.

    Das Problem mit Blasen und Schmerzen bei jedem Schritt kann ich gut nachempfinden. Ab km 65 war es unangenehm um dann ab km 80 fast höllisch war. Ins Ziel gekommen bin ich dennoch. Wobei ich zugeben muss, dass ich meine Socken von den echt netten Helfern der Malteser habe von meinen geschundenen Füßen habe ausziehen lassen. Hatten sich doch tatsächlich Blasenpflaster, offene Blasen und die Wandersocken ganz eng miteinander verbunden…

    Was bleibt als Resumee? Nach dem Megamarsch ist vor dem Megamarsch. Am 21.09. geht es die 100km von Köln. Der Geist der Veranstaltung ist echt der Wahnsinn.

    Dir Jessie gratuliere ich zu deinen 80!!!

    Antworten

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